Feuerfest: Herausfordernde Zeiten – nur leichtes Wachstum für 2025 erwartet.
Nach schwachen Entwicklungen in den Absatzmärkten und Überkapazitäten auf der Angebotsseite nur noch ein leichter Anstieg bei Produktion und Umsatz im Jahr 2025. Klare Forderungen an die Politik, bis zur Bundestagswahl kein Vakuum entstehen zu lassen, sondern fraktionsübergreifend wichtige Gesetze zu beschließen.

Höhr-Grenzhausen, 27. November 2024

In herausfordernden Zeiten rückt die Feuerfest-Industrie näher zusammen. Nach der Amtsübernahme von Ulf Frohneberg (Fa. STEULER) als Vorstandsvorsitzender des Wirtschaftsverbandes „Deutsche Feuerfest-Industrie e.V.“ (kurz: DFFI) und von Thomas Kaczmarek als Geschäftsführer wurden seit 2021 insgesamt 16 neue Mitglieder aufgenommen, davon allein fünf im laufenden Jahr 2024: Fiven, Pennekamp, MFG Materia, Riedhammer und Morgan Advanced Materials Haldenwanger.

Ungeachtet dieser positiven Nachricht und Stärkung der Interessenvertretung sind in den ersten drei Quartalen 2024 die Feuerfest-Umsatzmeldungen bei den Mitglieds-unternehmen zurückgegangen. Grund dafür sind die Entwicklungen der Absatzmärkte: Die Stahlindustrie bildet mit über 60% der Absatzmenge das Kernsegment auf der Feuerfest-Kundenseite, gefolgt von Glas (13%) und Zement/Kalk (12%). Letztere leiden erheblich unter Produktionseinbrüchen durch die enormen Rückgänge im Bausektor. Aber auch die Rohstahlerzeugung ist im ersten Halbjahr 2024 nur geringfügig mit kleinen Schritten auf dem Weg, das Verlorene der vergangenen zwei Jahre wieder aufzuholen.

Neben den Unruhen in der Führungsebene habe man jüngsten Meldungen zufolge bei thyssenkrupp beschlossen, sich von vielen tausend Mitarbeitenden und einem Standort in Deutschland zu trennen - als Folge der fundamentalen und strukturellen Veränderungen des EU-Stahlmarktes und deren Kundenmärkte. Die Ankündigung des Konzerns, die Produktionskapazitäten um mehr als 20% zu reduzieren, wird die Zulieferer aus der Feuerfest-Industrie in gleichem Umfang treffen. Hinzu kommende schlechte Signale der nationalen Automobilbauer aus den Absatzmärkten in China sowie die zu erwartenden sozialpolitischen Einschnitte bei der Volkswagengruppe lassen derzeit keine eindeutigen Aussagen für die künftige Nachfrageentwicklung im Stahlsektor zu.

Auf der Feuerfest-Angebotsseite machen den Unternehmen überdies die Überkapazitäten im europäischen Raum erheblich zu schaffen. Diese Mengen drücken auf die Preise, senken die Wertschöpfung und schmälern insbesondere in Deutschland die Erlöse aufgrund der unverändert hohen Energiekosten oder der jüngsten Anstiege von Frachtkosten.

Die Erwartungen der Feuerfest-Hersteller für 2025 sind demnach eher zurückhaltend. Nach dem vergangenen Jahr mit auskömmlichem Zuwachs und einer schwachen Entwicklung im Jahr 2024 wird für das kommende Jahr nur ein leichter Anstieg in Produktion und Umsatz erwartet.

Die vergangenen Aktivitäten der Bundespolitik in der Regierungsampel, verschiedene sog. „Gipfelgespräche“ mit Industrie, Mittelstand und Gewerkschaften zu führen, schlugen fehl. Die Handlungsfähigkeit für wichtige politische Weichenstellungen ist derzeit stark eingeschränkt. Die nun bald zu erwartenden Neuwahlen sind ein hoffnungsvolles Signal für notwendige Anpassungsmaßnahmen zur Unterstützung des industriellen Wachstums.

„Allerdings darf die Politik nicht mehrere Monate bis zu Bundestagswahl stillstehen“, fordert Verbandschef Ulf Frohneberg. „Wichtige Gesetzte und entscheidungsreife Vorlagen aus der Regierungsarbeit können weiterhin mit einer fraktionsübergreifenden Mehrheit aus der demokratischen Mitte beschlossen werden und sollten nicht an Wahlkampfmanövern scheitern.“ Der Vorsitzende wies darauf hin, dass insbesondere die hohen Energiepreise die mittelständisch geprägte Feuerfest-Branche gefährde.

„In dieser Situation müssen international wettbewerbsfähige Energiekosten und eine Senkung der massiv angestiegenen Netzentgelte höchste politische Priorität haben, ohne dabei die Klimaziele aus den Augen zu lassen.“ So fordere die Feuerfest-Industrie gemeinsam mit dem Bündnis faire Energiewende und den Partnerverbänden von bbs und BDI unverändert:

  • Maßnahmen zur Entlastungen bei den Energiekosten. Die hohen Strompreise für Industrie und Gewerbe gefährden den Standort Deutschland und stellen eine Transformationsbremse für dringend notwendige Investitionen dar, die zur Umstellung auf klimaschonende, elektrifizierte Produktionstechnologien dringend benötigt werden.
  • die Senkung der Netzentgelte. Die Verdoppelung der Kosten von 2023 auf 2024 und weitere zu erwartende Steigerungen durch den massiven Aus- und Umbau der Energienetze in den nächsten Jahren lassen die Investitionsquote der Industrie erheblich schrumpfen. Die Öffentliche Hand sollte - als Aufgabe der Daseinsvorsorge - Entlastung schaffen und den Zuschuss zur Stabilisierung der Übertragungsnetzentgelte ab dem Jahr 2025 wieder einführen und dauerhaft stabilisieren, damit Unternehmen und Verbraucher nicht überfordert werden.
  • eine Aussetzung der rein nationalen CO2-Bepreisung. Die nationale CO2-Bepreisung muss so lange ausgesetzt werden, bis ein EU-weiter CO2-Emissionshandel (ETS 2) eingeführt ist. Sonst belastet der sog. Brennstoffemissionshandel die Unternehmen in Deutschland im internationalen Wettbewerb einseitig, ohne dass es eine wirksame Entlastung der Unternehmen durch einen funktionierenden Carbon-Leakage-Schutz geben würde. Dieser nationale Alleingang bringt nicht mehr Klimaschutz, da die Klimaschutzziele auf EU-Ebene festgelegt sind. Mehr CO2-Einsparung in Deutschland führt somit aus-schließlich dazu, dass in anderen EU-Ländern mehr CO2 ausgestoßen werden kann, solange das EU-Klimaziel insgesamt eingehalten wird. Diese einseitige Belastung der deutschen Unternehmen muss daher so lange ausgesetzt werden, bis der ETS 2 wie geplant EU-weit eingeführt ist.
  • die Reduzierung von bürokratischen Anforderungen. Mittel- und langfristig muss die Bundesregierung die Komplexität und die bürokratischen Anforderungen insgesamt reduzieren und insbesondere auf europäischer Ebene darauf hinwirken. Die immer stärkere Durchdringung mit EU-Verordnungen gepaart mit nationalen Sonderregelungen bedarf einer Grundrevision. Gerade das Umwelt- oder Energierecht mit seinen überbordenden Berichtswesen ist kaum mehr zu überblicken und nicht aufeinander abgestimmt. Für mittelständische Unternehmen bedeutet das einen überproportionalen Aufwand, die vielen sich ständig ändernden Gesetze oder neuen Verordnungen umzusetzen.

Ansprechpartner für die Medien:

Heike Kohns
Deutsche Feuerfest-Industrie e. V.
Rheinstraße 58 in 56203 Höhr-Grenzhausen
T: +49 2624 9433-114 | E: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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