Feuerfest-Werkstoffe sind systemrelevant für Hochtemperaturprozesse.Versorgungsengpass beim Gas: Nachweis als „Industrie mit besonderen Merkmalen“

Höhr-Grenzhausen, 16. März 2022

Sollte es in der Folge des Angriffskrieges Russland auf die Ukraine zu einem Gasmangel kommen, wird die Gasversorgung auf der Basis von Krisen- und Notfallplänen priorisiert verteilt. Dann greifen regulatorische Maßnahmen, die zunächst die Energieversorgung der privaten Haushalte sichert und Einrichtungen wie Krankenhäuser oder andere Institutionen des Gemeinwohls schützen.

In der nächsten Stufe werden Unternehmen zur Herstellung des Grundbedarfs (wie Lebensmittel) und Unternehmen mit anderer strategischer Relevanz, deren kontinuierlicher Produktionsprozess nicht einfach abschaltbar ist (off/on) aufgenommen. Das betrifft beispielsweise die Industriezweige Stahl, Nichteisenmetalle, Glas oder Chemie und Raffinerien – und in unmittelbarer Folge deren Zuliefer-betriebe, wie Feuerfest.

„Die Feuerfest-Industrie erfüllt die Voraussetzungen, um als ein sog. Energie-Kunde mit besonderen Merkmalen eingestuft zu werden,“ erklärt Thomas Kaczmarek, Geschäftsführer des Wirtschafts-verbandes. „Zahlreiche Güter für die Sicherung des Gemeinwohls benötigen feuerfeste Werkstoffe.“

Diese Relevanz lässt sich aus den besonderen Produktionsverfahren wichtiger Güter ableiten, die nur in industriellen Prozessen bei Hochtemperaturen stattfinden können. Feuerfeste Produkte sind somit essentiellen Werkstoffe, ohne die andere Industriebranchen wie Stahl, Aluminium oder Glas, wie die Chemische Industrie oder Raffinerien nicht mehr produzieren könnten. Auch Produkte für die Energie-wende oder die Kraftwerkstechnologie für die bestehende Energieversorgung und die Versorgung mit Medizinprodukten stünden dann vor einem raschen Produktionsstopp.

„Für diese Hochtemperatur-Prozesse gibt es keine Alternativen.“ So gäbe es kein Glas für Impf-Ampullen, es gäbe Probleme von der Umwelttechnologie über die Herstellung von Windrädern und Solaranlagen für die Energiewende bis hin zur Verbrennung von infektiösen Klinikabfällen. Und ein Produktionsstopp bei Feuerfest würde mit einer Nachlaufzeit von etwa zwei Wochen das „Aus“ z.B. der Stahlindustrie bedeuten.

Die in den dargestellten Industriezweigen produzierten Güter werden in einer Vielzahl von Produkten weiterverarbeitet und kommen in sehr vielen Branchen zum Einsatz, die auch für die Versorgung der Bevölkerung notwendig sind, zum Grundbedarf zählen - und dem Gemeinwohl dienen.
Im Bündnis faire Energiewende und eigenen Ausschüssen habe man ein Positionspapier formuliert, dass die Bedeutung der Feuerfest-Industrie klar fokussiert.

Die zur Herstellung von feuerfesten Produkten notwendigen Brennöfen können ebenfalls nicht kurzfristig „ausgeschaltet“ werden, ohne Schaden zu nehmen. Kommt es zu einem kurzfristigen Gas-Lieferstopp, treten dauerhafte Schäden am Ofen auf, so dass eine Wiederinbetriebnahme erst nach sehr aufwändigen und zeitintensiven Sanierungsmaßnahmen stattfinden kann.

Viele feuerfeste Produkte werden in Temperaturbereich von 1350 °C – 1700 °C gebrannt, damit sie die gewünschte Festigkeit erreichen. Als Brennstoff dient in erster Linie Erdgas. Andere Energieträger wie Biogas, Biomethan oder auch Wasserstoff können eingesetzt werden, liegen nur nicht in den gewünschten Mengen vor. Strombetriebene Öfen erfüllen derzeit nicht die Anforderungen nach den hohen Brenntemperaturen.
Bei einer Umstellung auf den Betrieb mit elektrischem Strom muss ein neuer Ofenneubau mit umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten verbunden werden. Bisher gibt es in Europa keinen elektrisch betriebener Tunnelofen. Eine Realisierung von den erforderlichen hohen Temperaturen ist technisch bisher nicht möglich. Die Feuerfest-Industrie arbeitet mit anderen Industriepartnern, den Ofenherstellern und Forschungsinstituten mit Nachdruck an neuen Technologien, um auf dem Weg zur Klimaneutralität unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden.

Anlage: Positionspapier zum Nachweis als „Industrie mit besonderen Merkmalen“

 

Ansprechpartner für die Medien:
Heike Kohns
Deutsche Feuerfest-Industrie e.V.
Rheinstraße 58 in 56203 Höhr-Grenzhausen
T: +49 2624 9433-114 | E: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

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