Feuerfest: Energiekrise und hohe Rohstoffpreise drücken auf das Geschäftsklima.Der erhebliche Nachfragerückgang bei Stahl dreht die Wachstumsprognose ins Minus

Höhr-Grenzhausen, 3. November 2022

Im Jahr 2021 hat die Feuerfest-Industrie in Deutschland die erheblichen Einbußen aus 2020 mehr als ausgeglichen. „Uns droht völlig unerwartet durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ein enormer Einbruch in der Gesamtwirtschaft und wir erleben eine zweistellige Inflationsrate,“ beschreibt Ulf Frohneberg das aktuelle Wirtschaftsklima. Als Vorstandsvorsitzender des Wirtschaftsverbandes „Deutsche Feuerfest-Industrie e.V.“ (DFFI) stellt er die aktuellen Zahlen einer Branchenumfrage in einem Pressegespräch vor.

„Die positive Entwicklung und die stabile Aussicht in der Feuerfest-Industrie wurden im Februar 2022 durch diesen Krieg erschüttert. Explodierende Energiekosten, die Sorge um Verfügbarkeit von Erdgas und die einhergehenden Materialengpässe und Lieferprobleme stellen die mittelständischen Unternehmen vor enorme Herausforderungen.“

Mit dem Abwärtstrend bei der Rohstahlerzeugung, einem der wichtigsten Kundensegmente, spitzt sich auch die Aussicht für die Feuerfest-Hersteller zu: so ist nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl die Rohstahlproduktion vom Januar bis September 2022 um 6 Prozent i.V. zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen.

„Während im Frühjahr – vor Beginn der Krise – bei den Mitgliedsunternehmen noch mit einem Produktionswachstum von 3-5 Prozent gerechnet wurde, haben sich die Vorzeichen nicht zuletzt durch den Einbruch in der Stahlbranche gedreht: Wir rechnen nun nach einem extrem positiven Verlauf im vergangenen Jahr mit einem Rückgang in der Produktion um bis zu 4 Prozent“, erklärt der Verbandschef.

Dabei stelle sich die Auftragslage als sehr gut dar: Eine Nachfrage nach Stahl, die Vielzahl der sich entwickelnden Segmente in der Weiterverarbeitung stünden allesamt „auf grün“. So benötige man allein für die Energiewende und den erforderlichen Bau nur eines Windrads nach Angeben des Windenergie-Verbandes (WEA) ca. 500 bis 600 Tonnen Stahl. Aufgrund der Verknappung im Energiesektor und dem einhergehenden rasanten Anstieg der Erdgas- oder Materialpreise lägen viele Projekte auf Eis oder könnten nur unter extremen Kostensprüngen erledigt werden.

Die Gas- und Strompreise sind seit Kriegsbeginn im Durchschnitt um das 10- bzw. 15-fache angestiegen. Das trifft insbesondere die energieintensiven Sektoren, die am Beginn der industriellen Wertschöpfungsketten in Deutschland stehen.

Die mittelständisch geprägte Feuerfest-Industrie arbeite mit Hochdruck an Effizienzmaßnahmen zur Energieeinsparung. „Viele Mitgliedsunternehmen haben bereits zweistellige Erfolge zu verzeichnen. Damit unterstützen wir das wichtige Ziel, den Energieverbrauch um etwa 20 Prozent zu senken.“ Einer Branchenumfrage zu Folge prognostizieren die Unternehmen eine stabile Beschäftigungsquote. Man erwarte zwar ein unbefriedigendes Geschäftsklima, wolle aber an der hohen Investitionsbereitschaft in effizientere Herstellverfahren und nachhaltigere Produkte festhalten.

Die von der Bundesregierung eingesetzte „Erdgas-Kommission“ hat in ihrem Abschlussbericht am 31. Oktober 2022 zwar Vorschläge zu möglichen Entlastungen und einer Gaspreisbremse für die energieintensiven Industrien vorgelegt, „das alleine führt aber noch nicht zu einer Entspannung der Energiemärkte und -kosten. Es ist ein wichtiger erster Schritt zur Überbrückung der akuten Krise. Die Bundesregierung muss jetzt Begrenzungen der Gas- und Strompreise so umsetzen, dass Entlastungen für die Unternehmen in ausreichendem Umfang, schnell und unbürokratisch erfolgen können“, fordert der DFFI-Vorsitzende.

Feuerfest-Produkte sind ein wesentlicher Bestandteil in der Produktionskette für Hochtemperaturprozesse wie bei Stahl, Glas oder Zement. Sie tragen bereits jetzt mit Systemlösungen zur grünen Transformation bei. „Sollten allerdings die Kostenexplosion oder die Erdgas-Mangellage und gar Abschaltungen von der Gasversorgung dazu führen, dass die Feuerfest-Öfen ausgehen, können auch die kontinuierlichen Prozesse im Stahlsektor, bei chemischen Prozessen oder der Abfallverbrennung nicht mehr ausgeführt werden. An vielen Standorten in Deutschland müssten dann ein paar Wochen später auch diese Anlagen abgeschaltet werden“, mahnte Ulf Frohneberg abschließend.


Ansprechpartner für die Medien:

Heike Kohns
Deutsche Feuerfest-Industrie e.V.
Rheinstraße 58 in 56203 Höhr-Grenzhausen
T: +49 2624 9433-114 | E: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

PDF zum Download